Im Jahr 2020 gab es noch 2,33 Millionen Ungelernte, die Quote lag seinerzeit bei 15,5 Prozent. Seit Jahren steigen die Werte, im Jahr 2016 wurde die Grenze von zwei Millionen jungen Erwachsenen ohne Berufsabschluss überschritten. Als Ungelernte gelten Menschen ohne einen Berufsabschluss, aber nicht solche, die gerade noch in Ausbildung sind oder studieren.
Der aktuelle Bericht des BIBB warnt laut »Handelsblatt« vor einer sich zuspitzenden Lage für Arbeitsmarkt und Sozialstaat. So verdienten Menschen ohne Abschluss deutlich weniger und seien häufiger von Arbeitslosigkeit bedroht. Lag die Arbeitslosenquote insgesamt 2022 im Jahresdurchschnitt bei 5,3 Prozent, waren es bei den Ungelernten indes fast 20 Prozent. Laut »Handelsblatt« haben von den aktuell noch rund 881.000 Langzeitarbeitslosen, die schon seit mindestens einem Jahr erfolglos einen Job suchen, 60 Prozent keine abgeschlossene Ausbildung.
Auch die Fachkräftelücke erreichte ein neues Rekordniveau: Die Zahl der offenen Stellen, für die es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gibt, lag im Jahresdurchschnitt 2022 bei 630.000. Schon jetzt können Unternehmen in Deutschland die Nachfrage immer weniger bedienen, weil ihnen die Fachkräfte fehlen. Obwohl die Wirtschaftsentwicklung relativ schwach ist, wird die Lücke immer größer.
Woran es laut dem Kofa-Bericht in absoluten Zahlen 2022 besonders mangelte: Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung (Fachkräftelücke: 355.188).
Hinzu kommt, dass noch nie seit der Wiedervereinigung weniger junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis standen als zum Jahresende 2022. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Nur 1,216 Millionen Auszubildende sind einerseits das Ergebnis fehlender Praktika und Kontaktmöglichkeiten während der Coronapandemie, andererseits aber auch Ausdruck einer schon länger anhaltenden Krise des dualen Ausbildungssystems.